16. Dezember 2014 | 00.00 Uhr
Dinslaken
Polizei ist gegen den Sicherheitsdienst
Dinslaken: Polizei ist gegen den Sicherheitsdienst
Rolf Günzel ist Revierleiter beim Wach- und Sicherheitsdienst Sak und wird vielleicht bald auch im Thyssendreieck Patrouille fahren. FOTO: martin büttner
Dinslaken. Die Anwohner im Thyssendreieck planen nach vielen Einbrüchen weiterhin, einen privaten Sicherheitsdienst zu beauftragen. Die Polizei ist aber skeptisch, weil sich die Einbrüche dann nur verlagern würden. Von Hendrik Gaasterland
Dass sich die Anwohner des Thyssendreiecks nach einer Serie an Einbrüchen nicht mehr sicher fühlen, dafür zeigt die Polizei Verständnis und sie kann die Ängste der Menschen laut Pressesprecherin Sabine Vetter auch nachvollziehen. Doch den Plänen, einen privaten Sicherheitsdienst zu beauftragen, steht die Polizei skeptisch gegenüber: "Ein privater Sicherheitsdienst würde uns die Arbeit nicht abnehmen und wäre auch keine Entlastung für uns, weil die Einbrüche dann fünf Straßen weiter stattfinden. Die Einbrüche würden zwar aus dem Thyssendreieck verdrängt, aber wir hätten dann an anderer Stelle das gleiche Problem", sagt Vetter.
Seit Jahren stellen die Anwohner vermehrt Einbrüche in ihre Häuser und Autos fest. Die Menschen haben sogar das Gefühl, systematisch ausspioniert zu werden. Deswegen versammelten sie sich gemeinsam mit dem Dinslakener Wach- und Sicherheitsdienstunternehmer Tughan Sak und erörterten diverse Möglichkeiten. Heinz Bergs, einer der Initiatoren und selbst Opfer eines Einbruchs, zog nach dem Treffen ein positives Fazit: "Es war ein kreativer Austausch und wir haben die Bereitschaft erkannt, an unserem Vorhaben festzuhalten. Mit der Polizei und dem Sicherheitsdienst wollen wir zeitnah einen Termin finden und dann eine Schwachstellenanalyse machen."
Tughan Sak würde diesen ersten Schritt begrüßen, stellt aber auch gleichzeitig klar: "Die Polizei weiß wie eingebrochen wurde und kennt die Fluchtwege der Täter. Das würde uns helfen, einen Lageplan auszumachen. Aber die Anwohner müssen nicht glauben, dass dann überhaupt keine Einbrüche mehr stattfinden, wenn sie uns den Auftrag geben. Das kann ich gar nicht gewährleisten und diese Illusion musste ich ihnen erst einmal nehmen", meint Sak, der bei seiner Arbeit vielmehr von einer Abschreckungsmaßnahme spricht, wenn gegebenenfalls ein Sicherheitsmann mit einem Hund im Thyssendreieck Streife läuft: "Die Anwohner müssen sich erst einig werden und sagen, welche Summe sie überhaupt bereitstellen können. Dann kann ich ein konkretes Angebot machen und sagen, was von uns möglich ist."
Ob ein Sicherheitsdienst die Lösung ist, stellt Sabine Vetter infrage, weil er zum Beispiel nicht über die Befugnisse der Beamten verfügt. "Wir wollen nachhaltig Einbrecher festnehmen und das schaffen wir nicht, wenn die Einbrüche verlagert werden. Es wäre für Dinslaken keine große Hilfe", sagt die Pressesprecherin, worauf Heinz Bergs antwortet: "Es kann ja sein, dass dann woanders eingebrochen wird. Aber wir stellen nicht unsere Häuser zur Verfügung, damit es woanders ruhig bleibt." Den Vorschlag, einen gemeinsamen Termin zur Schwachstellenanalyse zu finden, nimmt die Polizei aber an: "Wir sind für alles offen und beraten gerne. Es muss aber alles im Nutzen und Sinne aller und darf nicht kontraproduktiv zu unserer Arbeit sein." Wie Vetter berichtet, ist eine Ermittlungskommission damit beschäftigt, gegen Banden vorzugehen: "Ich denke, dass die Arbeit von uns Profis wesentlich effektiver ist. Wir sammeln viele Erkenntnisse und setzen sie zu einem Gesamtbild zusammen."
Quelle: RP